Lampedusa in Hanau: Erfolgreiche Kirchenasyle und wachsender Gruppenprozess

Mitte November konnte ein eritreischer Freund als siebte Person aus der Lampedusa in Hanau-Gruppe das Kirchenasyl verlassen. Wie zuvor bei drei eritreischen, zwei somalischen und einem afghanischen Flüchtling war die sechsmonatige Überstellungsfrist nach Italien abgelaufen und damit eine Rückschiebung entsprechend der Dublin-Regelung nicht mehr möglich.

Im März 2014 war Lampedusa in Hanau erstmals mit einer Veranstaltung in die Öffentlichkeit getreten. Mit über 100 Interessierten war sie sehr gut besucht und fand in einem Saal einer Kirche statt. Denn in der Konfrontation mit den drohenden Dublin-Abschiebungen war frühzeitig klar, dass es u.a. vieler kirchlicher Schutzräume bedarf, um das Bleiberecht der Betroffenen durchzusetzen. In den letzten Monaten gelang es dann, mit verschiedenen Kirchengemeinden in Hanau und im Main Kinzig Kreis einen sehr produktiven Prozess der Zusammenarbeit und praktischen Unterstützung zu entwickeln. Kirchenasyl und die damit verbundene Verpflichtung, zum Teil über mehrere Monate einen kirchlichen Raum nicht zu verlassen, bleibt wegen der eingeschränkten Bewegungsfreiheit für die Betroffenen keine einfache Herausforderung. Das war aber für alle sieben jedenfalls aushaltbarer als mit der permanenten Angst vor unberechenbaren Abschiebungsversuchen der Behörden zu leben. Alle sieben Mitglieder von Lampedusa in Hanau sind, wenn auch zunächst nur mit Duldung, mittlerweile relegalisiert und haben gute Aussichten, nun den zuvor wegen Dublin verweigerten Zugang zum nationalen Asylverfahren zu erhalten.

Bis zu 40 Flüchtlinge, vor allem aus Somalia und Eritrea, nehmen an den zweiwöchigen Versammlungen von Lampedusa in Hanau teil, die meisten  – durch juristische Schritte oder eben durch Kirchenasyl – mittlerweile nicht mehr in Abschiebegefahr. Zwei Personen, deren Abschiebung nach Italien nicht verhindert werden konnte, sind wieder zurückgekehrt und nun erneut im Verfahren. Insgesamt ist das Hanauer Beratungscafe mit weit über 100 Betroffenen in Kontakt, darunter nun auch vermehrt Flüchtlinge, denen die Dublin-Abschiebung nach Ungarn oder Bulgarien droht.

Neben dem Kampf gegen Dublin – u.a. durch die Beteiligung an den Demonstrationen von Refugees for Change in Frankfurt, Damstadt und Gießen in den vergangenen Monaten – geht es zunehmend auch um andere Alltagsfragen. So hat sich zur Verbesserung der z.T. elenden Wohnsituation in den Flüchtlingsheimen eine Arbeitsgruppe gebildet, die Frage des Zugangs zu Sprachkursen oder auch zum Arbeitsmarkt wird vermehrt zum Thema gemacht. In Vorbereitung befindet sich zudem eine Ausstellung zu Lampedusa in Hanau, die bis Februar 2015 fertig sein und die den Weg von Eritrea und Somalia bis Deutschland sowie die hiesigen Ausgrenzungs- und Widerstandserfahrungen dokumentieren soll. Am 26.2.2015 soll sie erstmals präsentiert werden, im Zusammenhang mit einer Veranstaltung zum einjährigen Bestehen, die in Kooperation mit Aktiven aus den Kirchengemeinden in Planung ist.