Abschiebung in die Hoffnungslosigkeit vorerst verhindert

Zweiter Rückführungsversuch gegen eritreisches Mitglied der Initiative wurde abgebrochen

Frankfurt, 7.5.2014 – Auf dem heute für 8:15 Uhr vorgesehenen Flug LH 324 der Lufthansa von Frankfurt nach Venedig/ Italien sollte der 31jährigen eritreische Flüchtling, Shewit Tsehaye Gebrehiwet, aus Hanau abgeschoben werden. Da bereits ein erster Abschiebeversuch am 10.April gescheitert war, da Herr Tsehaye Gebrehiwet sich nicht freiwillig in die Obdachlosigkeit abschieben lassen wollte, fand dieser zweite Versuch in Begleitung durch die Bundespolizei statt. Auch dieses Mal wurde die Rückführung abgebrochen. Der Pilot weigerte sich, Herrn Tsehaye Gebrehiwet

gegen dessen Willen zu befördern.

Bereits um 6:30 Uhr am frühen morgen fanden sich UnterstützerInnen am Frankfurter Flughafen ein und informierten MitarbeiterInnen der Lufthansa und Passagiere über die bevorstehende Abschiebung. Für den morgigen Donnerstag haben Betroffene zudem eine Demonstration gegen Abschiebungen im Frankfurter Flughafen angekündigt.

Speziell wenn es um innereuropäische Abschiebungen nach Italien geht, kommt es am Frankfurter Flughafen immer wieder zu dramatischen Szenen. Flüchtlinge wehren sich verzweifelt, um nicht nach Italien zurückzumüssen. „Während offizielle Stellen in Italien einräumen, dass alle Aufnahmekapazitäten zusammenbrechen, wird aus Deutschland weiterhin nach Italien abgeschoben.“ beklagt Hagen Kopp, Sprecher der Initiative Lampedusa in Hanau.

Shewit Tsehaye Gebrehiwet floh 2011 als Kriegsdienstverweigerer aus Eritrea. Über den Sudan und Libyen gelang ihm schließlich die Flucht mit einem der kleinen Boote nach Lampedusa. Er überlebte die gefährliche Überfahrt, nur um in Italien auf der Strasse zu landen. In Italien fand er wie viele andere keine Lebensperspektive. “Ich habe viele Flüchtlinge getroffen, die lange Zeit in Italien lebten und alle von ihnen waren obdachlos. Ich habe viele Abgeschobene gesehen, die immer wieder versuchten Italien zu verlassen und immer wieder in der Obdachlosigkeit landeten. Ich habe mit ihnen allen gesprochen und alle haben mir gesagt, ich solle verschwinden solange ich noch die Kraft dafür habe, denn hier sei kein Ort zum Überleben. Ich habe viele gesehen, die verrückt geworden sind in dieser Hoffnungslosigkeit.“ so berichtete Herr Tsehaye Gebrehiwet selbst in einer eidesstattlichen Versicherung über seine Zeit in Italien.

Grundlage für die versuchte Abschiebung ist die sogenannte Dublin-III-Verordnung. Das Land, welches die Einreise des Asylsuchenden „verursacht“ hat, soll den Asylantrag prüfen und er wird aus anderen Ländern auch wieder dorthin abgeschoben. Dabei bleibt oftmals unberücksichtigt, ob die Betroffenen in den Ersteinreiseländern den nötigen Flüchtlingsschutz erhalten oder ob sie dort Haft, Perspektivlosigkeit oder die weitere Abschiebung befürchten müssen.

„Shewit Tsehaye Gebrehiwet ist einer von tausenden Betroffenen einer momentan anrollenden Abschiebewelle nach Italien. Daher werden wir am morgigen Donnerstag um 15 Uhr lautstark im Frankfurter Flughafen gegen die hier täglich stattfindenden Abschiebungen in die Obdachlosigkeit Italiens protestieren.“, so Hagen Kopp.